Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war in Europa weitgehend von der Not der Bevölkerung auf dem Land geprägt. Neue Grenzen mit Handelshemmnissen, die Erbteilung als Folge des französischen Rechts unter Napoleon und ab der Mitte des Jahrhunderts die Einschleppung neuer Krankheiten aus Amerika - der Reben und der Kartoffeln - führten zur Verarmung der Landbevölkerung und zu Hungersnöten. Die Auswanderung nach dem Südosten Europas bis Südasien oder Amerika wurden als Lösung angesehen.
So wandten sich Repräsentanten Württembergs an den russischen Zar Alexander I., der sich auf Durchreise in Stuttgart aufhielt und baten, ihnen zu erlauben in Transkaukasien zu siedeln. Die Genehmigung wurde im Mai 1817 erteilt. Die erste Gruppe - 31 Familien (181 Personen) erreichte am 21. Dezember 1817 die Landeshauptstadt Tiflis.
Insgesamt kamen in den ersten Jahren zwischen 1818 - 1819 2629 deutsche aus Schwaben stammende Siedler nach Georgien. Sie gründeten etwa 500 Großfamilienacht acht Kolonien vornehmlich um Tiflis. In der Umgangssprache hießen sie bald die "Schwabendörfer".
Der größte Ort war Katharinenfeld, wo zunächst 95 Familien, später 116 Familien lebten. Der Name sollte die württembergische Königin Katharina, die Schwester von Zar Alexander I. ehren. Im Ort gab es fünf Fußballmannschaften, eine deutsche Zeitung, eine Grundschule, eine lutherische Kirche mit Chor, einen Jägerverein, eine Theatergruppe und einen Stadtpark.
Auch in Tiflis siedelten sich deutsche Kolonisten an. Sie bauten den deutschen Stadtteil Neutiflis, arbeiteten als Handwerker, Kaufleute und Hoteliers. Es entstanden ein deutsches Gymnasium und eine evangelisch-lutherische Kirche.
In Abchasien entstanden die Siedlungen Neudorf, Lindau und Gnadenberg bei Suchumi. 1942 befand sich die Umgebung von Suchumi mit ihren deutschen Kolonistendörfern im kaukasischen Kriegsgebiet, wo deutsche Gebirgstruppen fast den Durchbruch nach Suchumi geschafft hätten...
1918 gab es in Georgien mehr als 20 von Kaukasiendeutschen gegründete Dörfer.
Von 1906 bis 1922 verlegte Kurt von Kutschenbach in Tiflis die deutschsprachige Wochenzeitung Kaukasische Post, die sich die "einzige deutsche Zeitung im Kaukasus" nannte. Chefredakteur war der Schriftsteller und Journalist Arthur Leist.
1918 - Deutsche Truppen in Georgien
Gegen Ende des 1.Weltkrieges im Jahr 1918 kontrollierten deutsche Truppen Georgien. Die Hoffnung der Georgier, durch den Sieg Deutschlands über Russland die eigene Unabhängigkeit zu erreichen sei, sollte sich im letzteren Punkt bewahrheiten. Deutschlands Ziele in Georgien waren zum einen der Erhalt des Gebietes und zum anderen die wirtschaftlich-militärische Bindung an Deutschland.
Deutscherseits wollte man mit einer georgischen Unabhängigkeit den pantürkischen Bestrebungen einen Riegel vorschieben. Als die Türken in Batumi eindrangen und das Gebiet besetzten, entsendete Deutschland Truppen aktiv in das Geschehen eingreifen sollte. Deutschland und Georgien unterzeichneten ein Abkommen, in dem die Sicherung der georgischen Grenzen zugesagt wurde und Deutschland eine vermittelnde Rolle zwischen Georgien und Russland einnehmen sollte. Somit war Deutschland der Taufvater der georgischen Unabhängigkeit, die bis 1921 andauerte. Um die in dem Abkommen erklärten Absichten durchzusetzen, schickte Deutschland 3000 Soldaten nach Georgien.
Die Einflussnahme des kaiserlichen Deutschlands in Georgien ist untrennbar mit der Person Friedrich Freiherr Kress von Kressenstein, dem Leiter der militär-diplomatischen Mission im Kaukasus verbunden. Der am 24. April 1870 in Bayern geborene Artillerie Offizier, diente schon vor Ausbruch des 1. Weltkriegs als militärischer Berater in der Türkei. Als Planer und Befehlshaber des missglückten Angriffs der vierten türkischen Armee auf den Suezkanal im Januar 1915 trug er die Hauptverantwortung für dieses militärische Desaster, konnte aber seine Reputation durch Erfolge bei der Verteidigung des Sinai 1916 und Gazas 1917 wieder aufwerten.
Am 4. September 1917 wurde Kressenstein der Pour le Merite verliehen. Nachdem er am 5. November 1917 als Oberkommandierender von Gaza, durch General Erich Falkenhayn abgelöst wurde, befehligte er die achte türkische Armee zur Sicherung der Küstenlinien, bis ihm schließlich im Sommer 1918 das Kommando einer deutschen militärischen Mission im Kaukasus übertragen wurde.
So war es dann Deutschland das nur zwei Tage nach der georgischen Unabhängigkeitserklärung als erstes Land die Demokratische Republik Georgien offiziell anerkannte. Um die Souveränität des kleinen Landes auch praktisch zu gewährleisten, erkannte man in Berlin die Notwendigkeit direkt militärisch im Kaukasus einzugreifen und schickte jene erwähnten 3000 Soldaten unter Friedrich Freiherr Kress von Kressenstein. Dieses Expeditionskorps bestand aus dem Regimentsstab, einer Funkstation, dem Bayerischen Reserve Jägerbataillon Nr.1 und dem Sturmbataillon Nr.10, einem Lehrkommando der schweren Artillerie, einer Kompanie mittlerer Minenwerfer, einer Fliegerabteilung mit Parkzug auf Kraftwagen, einer Nachrichtenabteilung, einer Kraftwagenkolonne mit Parkzug, einem Feldlazarett, einem Zug Feldbäckereikolonne und einer Munitions- und Geräteverwaltung.
Die OHL über die Ziele der deutschen Militärmission: „Ordnung und Sicherheit im Kaukasus herzustellen, die Türken zu verhindern, dass sie sich im Widerspruch zum Friedensvertrag von Brest Litowsk in den Besitz Kaukasischen Gebietes setzten und endlich die reichen Vorräte des Kaukasusgebietes an Öl, Manganerz, Kupfer usw. für die Kriegführung der Mittelmächte nutzbar zu machen“.
Mit Schiffen erreichten die Truppen am 23. Juni 1918 den Hafen von Poti und marschierten schließlich am Abend des 24. Juni in Tiflis ein. Nachdem den deutschen Soldaten anfänglich mit Distanz begegnet wurde, verbesserten sich die Beziehungen zunehmend. Dies galt für die politisch-diplomatische Ebene als auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Soldaten und der einheimischen Bevölkerung. Besondere Achtung ernteten die Deutschen für die medizinische Fürsorge durch deutsche Militärärzte aber auch für die den militärischen Schutz gegen kriegerische Bergvölker und die Türken.
Hauptaufgabe der Deutschen war der Aufbau einer effektiven georgischen Armee und der Schaffung der entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Kressenstein: „Ich hatte die Genugtuung, dass die georgische Nationalversammlung am 14. August das von mir nach deutschem Muster entworfene Militärgesetz mit nur geringfügigen Änderungen einstimmig annahm. Außerdem wurde die bei der Revolution abgeschaffte Militärgerichtsbarkeit wieder eingeführt. Es sollten in Georgien zunächst zwei Infanteriedivisionen, eine Grenzschutzdivision nach russischem Muster, eine Kavalleriedivision zu 3 Regimenten mit den nötigen Nebenwaffen und eine selbständige Artilleriebrigade in einer Gesamtfriedensstärke von 30 – 40 000 Mann aufgestellt werde.“
Innerhalb eines Jahres war die georgische Armee soweit schlagkräftig, dass sie Truppen eingefallener Armenier zurückdrängen konnte. Und auch beim zweiten georgisch-armenischen Krieg, in dem die Engländer Armenien unterstützten und die Deutschen das Land schon größtenteils verlassen hatten, konnte sich die georgische Armee behaupten.
Deutsche Soldaten operierten im Verlauf des Jahres auch in Armenien und Aserbaidshan und zwar noch Wochen nach Unterzeichnung des Waffenstillstands. Erst am 23. Dezember 1918 verließ das Jägerregiment als letzte deutsche Truppe Tiflis. Kressenstein und die restliche Militärmission verließen am 8. Februar 1919, als englische Kriegsgefangne Batumi.
Übersicht über die bekanntesten deutschen Orte in Georgien:
Marienfeld - hier siedelten 31 Familien, die oben erwähnten Erstsiedler. Sie befindet sich 35 Werst (1 Werst = 1,07 km) von Tiflis entfernt, in Aussenkachetien. Heute heißt dieser Ort Sartitschala.
Neutiflis -Stadtteil in Tiflis mit 51 Familien – früher ein Vorort heute im Zentrum der Stadt. In diesem Stadtteil befindet sich die Deutsche Lutheranisch-Evangelische Kirche.
Alexandersdorf mit 23 Familien. Der Ort ca 6 Kilometer von Tiflis entfernt, jetzt ist er ebenfalls ein Teil der Stadt. Es erhielt den Namen zu Ehren des russischen Zars Alexander I.
Petersdorf mit 17 Familien unweit von Marienfeld. Den Namen erhielt es zu Ehren des russischen Zars Peter I.
Elisbethtal mit 65 Familien. Es befindet sich ca 45 Kilometer von Tiflis entfernt. Der Namen wurde nach dem Tag der Ortwahl, den 19. November (nach neuer Zeitrechnung) 1818 gewählt. Heute heißt dieser Ort Assurethi.
Katharinenfeld mit 116 Familien, ca 60 Kilometer von Tiflis entfernt. Es erhielt den Namen zu Ehren der Königin von Württemberg. Aus Katharinenfeld wurden unter Stalin 352 Einwohner verhaftet, verschleppt oder ermordet.
Freudenthal 1842 mit 10 Familien gegründet. Es lag im Bergtal des Flusses Iori, unweit von Marienfeld.
Im Jahre 1857 wanderten zusätzlich 38 Familien nach Elisabethtal und erhielten weiteres Gelände zugewiesen, das sich unweit von Zalka befand, wo die Siedlung Alexandershilfe entstand. Es erhielt den Namen zu Ehren dem Vizekönig Alexander Barjatinsky.
Neudorf(Achalsopeli) in Abchazien
Die Ansiedlung von weiteren Einzelgruppen von Deutschen in Kaukasien hielt bis in die 80. Jahre des 19. Jahrhunderts an. Das Zentrum war Katharinenfeld. Eben dort befand sich die zentrale Verwaltung der Siedler. Den deutschen Ansiedlern wurden nach der Ankunft die Grundstücke kostenlos verteilt, die für ihre Existenz notwendig waren. So erhielten die Siedler 1822 zum Beispiel in Marienfeld 1,09 Hektar Boden geschenkt. Die Größe der Schenkungen variierte von Ort zu Ort.
Die deutschen Siedler begannen selbstverständlich weitere Grundstücke anzukaufen. Schon 1880 erreichte die Fläche von Katharinenfeld über 90 Hektar. Auch andere Übersiedler, wie Schweizer, Holländer oder Italiener schlossen sich in Transkaukasien den deutschen Kolonien an. In der Stadt Schuscha im Gebiet Berg-Karabach entstand eine Ansiedlung von aus Basel kommenden Missionaren. Ihnen ist insbesondere der Aufbau der Gemeinde und die Rückführung der Pietisten in die evangelisch-lutherische Kirche zu verdanken.
Obwohl russisch die Verkehrssprache war gaben die deutschen Siedler niemals ihre deutsche Sprache auf. Besonders innerhalb der Familien sprach man fast immer deutsch.
1941 lebten in Georgien über 24.000 deutsche Kolonisten. Im gleichen Jahr deportierte Stalin alle Kaukasiendeutschen, die nicht mit Einheimischen verheiratet waren, innerhalb weniger Monate nach Kasachstan und Sibirien. Ihre Häuser bezogen nichtdeutsche Kaukasier. Die evangelisch-lutherische Kirche in Tiflis wurde 1946 und 1947 von deutschen Kriegsgefangenen abgerissen.
Bis 1955 war es den deportierten Deutschen verboten, Zentralasien und Sibirien zu verlassen. Erst 1979 durften 2.053 Deutsche nach Georgien zurückkehren. 2002 lebten in Katharinenfeld (Bolnissi) noch etwa 30 ältere Frauen, die von Deutschen abstammten. Es gibt dort ein deutsches Gemeindehaus. Auf dem unter Stalin eingeebneten deutschen Friedhof der Stadt steht heute ein Denkmal, das an die Kolonisten in Georgien erinnert.
Primärquelle: www.goethe.de
So wandten sich Repräsentanten Württembergs an den russischen Zar Alexander I., der sich auf Durchreise in Stuttgart aufhielt und baten, ihnen zu erlauben in Transkaukasien zu siedeln. Die Genehmigung wurde im Mai 1817 erteilt. Die erste Gruppe - 31 Familien (181 Personen) erreichte am 21. Dezember 1817 die Landeshauptstadt Tiflis.
Insgesamt kamen in den ersten Jahren zwischen 1818 - 1819 2629 deutsche aus Schwaben stammende Siedler nach Georgien. Sie gründeten etwa 500 Großfamilienacht acht Kolonien vornehmlich um Tiflis. In der Umgangssprache hießen sie bald die "Schwabendörfer".
Der größte Ort war Katharinenfeld, wo zunächst 95 Familien, später 116 Familien lebten. Der Name sollte die württembergische Königin Katharina, die Schwester von Zar Alexander I. ehren. Im Ort gab es fünf Fußballmannschaften, eine deutsche Zeitung, eine Grundschule, eine lutherische Kirche mit Chor, einen Jägerverein, eine Theatergruppe und einen Stadtpark.
Auch in Tiflis siedelten sich deutsche Kolonisten an. Sie bauten den deutschen Stadtteil Neutiflis, arbeiteten als Handwerker, Kaufleute und Hoteliers. Es entstanden ein deutsches Gymnasium und eine evangelisch-lutherische Kirche.
In Abchasien entstanden die Siedlungen Neudorf, Lindau und Gnadenberg bei Suchumi. 1942 befand sich die Umgebung von Suchumi mit ihren deutschen Kolonistendörfern im kaukasischen Kriegsgebiet, wo deutsche Gebirgstruppen fast den Durchbruch nach Suchumi geschafft hätten...
1918 gab es in Georgien mehr als 20 von Kaukasiendeutschen gegründete Dörfer.
Von 1906 bis 1922 verlegte Kurt von Kutschenbach in Tiflis die deutschsprachige Wochenzeitung Kaukasische Post, die sich die "einzige deutsche Zeitung im Kaukasus" nannte. Chefredakteur war der Schriftsteller und Journalist Arthur Leist.
1918 - Deutsche Truppen in Georgien
Gegen Ende des 1.Weltkrieges im Jahr 1918 kontrollierten deutsche Truppen Georgien. Die Hoffnung der Georgier, durch den Sieg Deutschlands über Russland die eigene Unabhängigkeit zu erreichen sei, sollte sich im letzteren Punkt bewahrheiten. Deutschlands Ziele in Georgien waren zum einen der Erhalt des Gebietes und zum anderen die wirtschaftlich-militärische Bindung an Deutschland.
Deutscherseits wollte man mit einer georgischen Unabhängigkeit den pantürkischen Bestrebungen einen Riegel vorschieben. Als die Türken in Batumi eindrangen und das Gebiet besetzten, entsendete Deutschland Truppen aktiv in das Geschehen eingreifen sollte. Deutschland und Georgien unterzeichneten ein Abkommen, in dem die Sicherung der georgischen Grenzen zugesagt wurde und Deutschland eine vermittelnde Rolle zwischen Georgien und Russland einnehmen sollte. Somit war Deutschland der Taufvater der georgischen Unabhängigkeit, die bis 1921 andauerte. Um die in dem Abkommen erklärten Absichten durchzusetzen, schickte Deutschland 3000 Soldaten nach Georgien.
Die Einflussnahme des kaiserlichen Deutschlands in Georgien ist untrennbar mit der Person Friedrich Freiherr Kress von Kressenstein, dem Leiter der militär-diplomatischen Mission im Kaukasus verbunden. Der am 24. April 1870 in Bayern geborene Artillerie Offizier, diente schon vor Ausbruch des 1. Weltkriegs als militärischer Berater in der Türkei. Als Planer und Befehlshaber des missglückten Angriffs der vierten türkischen Armee auf den Suezkanal im Januar 1915 trug er die Hauptverantwortung für dieses militärische Desaster, konnte aber seine Reputation durch Erfolge bei der Verteidigung des Sinai 1916 und Gazas 1917 wieder aufwerten.
Am 4. September 1917 wurde Kressenstein der Pour le Merite verliehen. Nachdem er am 5. November 1917 als Oberkommandierender von Gaza, durch General Erich Falkenhayn abgelöst wurde, befehligte er die achte türkische Armee zur Sicherung der Küstenlinien, bis ihm schließlich im Sommer 1918 das Kommando einer deutschen militärischen Mission im Kaukasus übertragen wurde.
So war es dann Deutschland das nur zwei Tage nach der georgischen Unabhängigkeitserklärung als erstes Land die Demokratische Republik Georgien offiziell anerkannte. Um die Souveränität des kleinen Landes auch praktisch zu gewährleisten, erkannte man in Berlin die Notwendigkeit direkt militärisch im Kaukasus einzugreifen und schickte jene erwähnten 3000 Soldaten unter Friedrich Freiherr Kress von Kressenstein. Dieses Expeditionskorps bestand aus dem Regimentsstab, einer Funkstation, dem Bayerischen Reserve Jägerbataillon Nr.1 und dem Sturmbataillon Nr.10, einem Lehrkommando der schweren Artillerie, einer Kompanie mittlerer Minenwerfer, einer Fliegerabteilung mit Parkzug auf Kraftwagen, einer Nachrichtenabteilung, einer Kraftwagenkolonne mit Parkzug, einem Feldlazarett, einem Zug Feldbäckereikolonne und einer Munitions- und Geräteverwaltung.
Die OHL über die Ziele der deutschen Militärmission: „Ordnung und Sicherheit im Kaukasus herzustellen, die Türken zu verhindern, dass sie sich im Widerspruch zum Friedensvertrag von Brest Litowsk in den Besitz Kaukasischen Gebietes setzten und endlich die reichen Vorräte des Kaukasusgebietes an Öl, Manganerz, Kupfer usw. für die Kriegführung der Mittelmächte nutzbar zu machen“.
Mit Schiffen erreichten die Truppen am 23. Juni 1918 den Hafen von Poti und marschierten schließlich am Abend des 24. Juni in Tiflis ein. Nachdem den deutschen Soldaten anfänglich mit Distanz begegnet wurde, verbesserten sich die Beziehungen zunehmend. Dies galt für die politisch-diplomatische Ebene als auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Soldaten und der einheimischen Bevölkerung. Besondere Achtung ernteten die Deutschen für die medizinische Fürsorge durch deutsche Militärärzte aber auch für die den militärischen Schutz gegen kriegerische Bergvölker und die Türken.
Hauptaufgabe der Deutschen war der Aufbau einer effektiven georgischen Armee und der Schaffung der entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Kressenstein: „Ich hatte die Genugtuung, dass die georgische Nationalversammlung am 14. August das von mir nach deutschem Muster entworfene Militärgesetz mit nur geringfügigen Änderungen einstimmig annahm. Außerdem wurde die bei der Revolution abgeschaffte Militärgerichtsbarkeit wieder eingeführt. Es sollten in Georgien zunächst zwei Infanteriedivisionen, eine Grenzschutzdivision nach russischem Muster, eine Kavalleriedivision zu 3 Regimenten mit den nötigen Nebenwaffen und eine selbständige Artilleriebrigade in einer Gesamtfriedensstärke von 30 – 40 000 Mann aufgestellt werde.“
Innerhalb eines Jahres war die georgische Armee soweit schlagkräftig, dass sie Truppen eingefallener Armenier zurückdrängen konnte. Und auch beim zweiten georgisch-armenischen Krieg, in dem die Engländer Armenien unterstützten und die Deutschen das Land schon größtenteils verlassen hatten, konnte sich die georgische Armee behaupten.
Deutsche Soldaten operierten im Verlauf des Jahres auch in Armenien und Aserbaidshan und zwar noch Wochen nach Unterzeichnung des Waffenstillstands. Erst am 23. Dezember 1918 verließ das Jägerregiment als letzte deutsche Truppe Tiflis. Kressenstein und die restliche Militärmission verließen am 8. Februar 1919, als englische Kriegsgefangne Batumi.
Übersicht über die bekanntesten deutschen Orte in Georgien:
Marienfeld - hier siedelten 31 Familien, die oben erwähnten Erstsiedler. Sie befindet sich 35 Werst (1 Werst = 1,07 km) von Tiflis entfernt, in Aussenkachetien. Heute heißt dieser Ort Sartitschala.
Neutiflis -Stadtteil in Tiflis mit 51 Familien – früher ein Vorort heute im Zentrum der Stadt. In diesem Stadtteil befindet sich die Deutsche Lutheranisch-Evangelische Kirche.
Alexandersdorf mit 23 Familien. Der Ort ca 6 Kilometer von Tiflis entfernt, jetzt ist er ebenfalls ein Teil der Stadt. Es erhielt den Namen zu Ehren des russischen Zars Alexander I.
Petersdorf mit 17 Familien unweit von Marienfeld. Den Namen erhielt es zu Ehren des russischen Zars Peter I.
Elisbethtal mit 65 Familien. Es befindet sich ca 45 Kilometer von Tiflis entfernt. Der Namen wurde nach dem Tag der Ortwahl, den 19. November (nach neuer Zeitrechnung) 1818 gewählt. Heute heißt dieser Ort Assurethi.
Katharinenfeld mit 116 Familien, ca 60 Kilometer von Tiflis entfernt. Es erhielt den Namen zu Ehren der Königin von Württemberg. Aus Katharinenfeld wurden unter Stalin 352 Einwohner verhaftet, verschleppt oder ermordet.
Freudenthal 1842 mit 10 Familien gegründet. Es lag im Bergtal des Flusses Iori, unweit von Marienfeld.
Im Jahre 1857 wanderten zusätzlich 38 Familien nach Elisabethtal und erhielten weiteres Gelände zugewiesen, das sich unweit von Zalka befand, wo die Siedlung Alexandershilfe entstand. Es erhielt den Namen zu Ehren dem Vizekönig Alexander Barjatinsky.
Neudorf(Achalsopeli) in Abchazien
Die Ansiedlung von weiteren Einzelgruppen von Deutschen in Kaukasien hielt bis in die 80. Jahre des 19. Jahrhunderts an. Das Zentrum war Katharinenfeld. Eben dort befand sich die zentrale Verwaltung der Siedler. Den deutschen Ansiedlern wurden nach der Ankunft die Grundstücke kostenlos verteilt, die für ihre Existenz notwendig waren. So erhielten die Siedler 1822 zum Beispiel in Marienfeld 1,09 Hektar Boden geschenkt. Die Größe der Schenkungen variierte von Ort zu Ort.
Die deutschen Siedler begannen selbstverständlich weitere Grundstücke anzukaufen. Schon 1880 erreichte die Fläche von Katharinenfeld über 90 Hektar. Auch andere Übersiedler, wie Schweizer, Holländer oder Italiener schlossen sich in Transkaukasien den deutschen Kolonien an. In der Stadt Schuscha im Gebiet Berg-Karabach entstand eine Ansiedlung von aus Basel kommenden Missionaren. Ihnen ist insbesondere der Aufbau der Gemeinde und die Rückführung der Pietisten in die evangelisch-lutherische Kirche zu verdanken.
Obwohl russisch die Verkehrssprache war gaben die deutschen Siedler niemals ihre deutsche Sprache auf. Besonders innerhalb der Familien sprach man fast immer deutsch.
1941 lebten in Georgien über 24.000 deutsche Kolonisten. Im gleichen Jahr deportierte Stalin alle Kaukasiendeutschen, die nicht mit Einheimischen verheiratet waren, innerhalb weniger Monate nach Kasachstan und Sibirien. Ihre Häuser bezogen nichtdeutsche Kaukasier. Die evangelisch-lutherische Kirche in Tiflis wurde 1946 und 1947 von deutschen Kriegsgefangenen abgerissen.
Bis 1955 war es den deportierten Deutschen verboten, Zentralasien und Sibirien zu verlassen. Erst 1979 durften 2.053 Deutsche nach Georgien zurückkehren. 2002 lebten in Katharinenfeld (Bolnissi) noch etwa 30 ältere Frauen, die von Deutschen abstammten. Es gibt dort ein deutsches Gemeindehaus. Auf dem unter Stalin eingeebneten deutschen Friedhof der Stadt steht heute ein Denkmal, das an die Kolonisten in Georgien erinnert.
Primärquelle: www.goethe.de