Das Georgische Kammerorchester Ingolstadt

Lübeck, 19. August 1990. Nach einer Aufführung von Antonin Dvoraks „Stabat Mater“ in der Marienkirche im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musikfestivals eilt der damalige Festivalleiter und Pianist Justus Frantz auf Karl-Heinz Rumpf, seinerzeit PR-Chef von Audi in Ingolstadt, zu. Frantz möchte ihm jemanden vorstellen – eine Frau aus Georgien, Liana Issakadze heißt sie. Bei David Oistrach hat sie Violine studiert, seit 1981 leitet sie das Staatliche Georgische Kammerorchester, das 1964 auf Initiative des Georgischen Komponistenverbandes gegründet worden war.



Liana Issakadze hat ein konkretes Anliegen:Nach den Auftritten beim Schleswig-Holstein-Musikfestival möchten ihre Musiker nicht mehr in das bitterarme, von Konflikten zerrütte Georgien zurückkehren. Sie suchten eine vorübergehende Bleibe – „nur bis Weihnachten,“ heißt es. Rumpf ist beeindruckt, ihm berühren die Musikerschicksale und die Berichte von einer Heimat, die ihren Bürgern keine andere Perspektive als die der Auswanderung gibt.

Also setzt Rumpf nach seiner Rückkehr in die Audi-Heimat Ingolstadt alle Hebel in Bewegung, diskutiert mit Kommunalpolitikern und möglichen privaten Geldgebern, organisiert, tritt beherzt für das Staatliche Georgische Kammerorchester und die Musiker ein. Tatsächlich erkennen schon bald die Ingolstädter Stadtväter, dass sich ihnen die große Chance bietet, mit einem erstklassig aufspielenden Ensemble das Kulturleben der Audi-Stadt nachhaltig zu bereichern. Und nicht zuletzt kannte man schon die Georgier:1986 hatten sie erfolgreich im Konzertverein Ingolstadt gastiert.

Um den Lebensunterhalt der Musiker dauerhaft zu sichern, wird im März 1992 die David-Oistrach-Akademie eingerichtet, an der sie Privatunterricht geben können. Zudem wurden 1993 die Renovierungsarbeiten am Kamerariat abgeschlossen, nun hatten die Musiker auch eine dauerhafte Bleibe – jetzt waren sie endgültig in Ingolstadt angekommen. Fortan ergänzte das Wort „Ingolstadt“ folgerichtig den Namen des Georgischen Kammerorchesters, 1996 wurde der Klangkörper eine GmbH, Ende 1999 begann schließlich der Freundeskreis des Orchesters mit seiner Arbeit. Der setzte schließlich auch durch, dass der Münchener Markus Poschner als Chefdirigent zum Nachfolger von Liana Issakadze ernannt wurde.

Er begründete die Aboreihe mit jährlich zwölf Konzerten sowie das alljährlich im Februar ausgetragene Festival „Kontraste“. Programmatisch verbindet Markus Poschner E- und U-Musik, sogar Pop wird integriert, kein Geringerer als der Klezmer-Klarinettist Giora Feidman nimmt mit den Musikern CDs auf. Klanglich wird das Ensemble um Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis bereichert. Ariel Zuckermann, seit Januar 2007 Chefdirigent des Ensembles, verspricht mit seiner zweiten Saison im Jahr 2008 unter dem Motto "Aurora Borealis" einen weiteren Höhepunkt in der Geschichte des Orchesters.

Quelle: Das Georgische Kammerorchester